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Austellungseröffnung „Wandsbek erinnert an 1933-1945“ im Sasel-Haus und Wandsbek Medaille in Silber für Stefan Romey

Im Sasel-Haus wurde am 17. März mit einem Eröffnungsabend die Wanderausstellung „Wandsbek erinnert an 1933 – 1945“ eröffnet, die bereits in anderen Stadtteilen des Bezirks zu sehen war.

Einige der Tafeln der Wanderausstellung „Wandsbek erinnert an 1933-1945“ im Sasel-Haus.

Stefan Romey, Autor der Ausstellung sowie des Wegweisers zu den Gedenkstätten im Bezirk Wandsbek, stellte einzelne Personen und Orte des Gedenkens vor.

Das Buch „Wandsbek erinnert an 1933-1945 Wegweiser zu den Gedenkstätten“ liegt im Sasel-Haus zur kostenfreien Mitnahme aus.

Künstlerisch begleitet wurde der Abend von Schauspieler Jonathan Heck, der Sopranistin Vlada Shchavinska und der Pianistin Elizaveta Don.
Jonathan Heck las u.a. aus „Von Asche zum Leben“ der Autorin Lucille Eichengreen, die im KZ Sasel inhaftiert war. Und das Lied-Duo Shchavinska / Don sang Lieder der Hamburger Komponistin Felicitas Kukuck, auf Basis von Gedichten von Selma Meerbaum. Die Moderation des Abends übernahm Juliane Giese für den erkrankten Friedemann Boltes.

André Schneider, Vorsitzender der Bezirksversammlung Wandsbek, überraschte Stefan Romey mit der Verleihung der Wandsbek Medaille in Silber als Dank und besondere Anerkennung für dessen Leistungen um die Gedenk- und Erinnerungskultur im Bezirk Wandsbek.

Stefan Romey erhält die Wandsbek Medaille in Silber

Rede des Vorsitzenden der Bezirksversammlung Wandsbek André Schneider anlässlich der Verleihung der Wandsbek-Medaille an Herrn Stefan Romey am 17. März 2023 im Sasel-Haus.

(Es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrte Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft,

sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen aus der Bezirksversammlung Wandsbek,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich danke für die Möglichkeit, am Ende dieser wirklich besonderen und gelungenen Eröffnungsveranstaltung zur Wanderausstellung „Wandsbek erinnert an 1933 bis 1945“ kurz in meiner Funktion als Vorsitzender der Bezirksversammlung Wandsbek einige Worte an sie richten zu dürfen.

Zuallererst möchte ich dem Sasel Haus für seine Bereitschaft und für seine Unterstützung danken, dass die Wanderausstellung hier gezeigt werden kann. Das ist der richtige Rahmen und ich freue mich sehr, das am heutigen Abend so viele Interessierte hierhergekommen sind, um dieser sehr gelungenen Eröffnungsveranstaltung beizuwohnen.

Es ist der Bezirksversammlung Wandsbek ein großes Anliegen die Gedenk- und Erinnerungskultur bezüglich der Zeit des Nationalsozialismus im Bezirk Wandsbek mit stetigen neuen Impulsen so zu gestalten, dass ein würdiges Gedenken und Erinnern für die nachfolgenden Generationen an diese Zeit ermöglicht wird. Dies geschieht in Form von fundierten Beiträgen beispielsweise durch Ausstellungen und begleitendenden Publikationen wie der heute eröffneten Ausstellung – oder durch unsere Gedenkveranstaltungen zum 27. Januar eines jeden Jahres.

Die Verbrechen der NS-Zeit haben sich nicht abstrakt irgendwo in der Stadt oder in Berlin, München oder Nürnberg zugetragen. Nein, die Untaten und Verbrechen waren Bestandteil des normalen Lebens in nächster Nachbarschaft.

Daher ist es so immens wichtig, dass wir uns auch heute und zukünftig mit dieser besonderen Geschichte unseres Landes beschäftigen und miteinander darüber auseinandersetzen müssen, welche Auswirkungen diese Diktatur hatte; wer die Täter waren, wer zu den Opfern gehörte und wer sich im Widerstand gegen das NS-Regime zur Wehr setzte.

Unsere Demokratie ist zu kostbar, um sie leichtfertig durch Unwissenheit, Nicht-Wissenwollen oder gar der Verdrehung und Umdeutung von historischen Fakten durch undemokratische politische Kräfte aufs Spiel zu setzen.

Die Ausstellung „Wandsbek erinnert an 1933-1945“ und der „Wegweiser zu den Gedenkstätten“ leistet einen großen Beitrag dazu, das Wissen um die Folgen der NS-Diktatur zu bewahren, in dem aufzeigt wird, was hier an ganz konkreten Orten in unserer unmittelbaren Nachbarschaft im heutigen Bezirk Wandsbek geschehen ist.

Diese wichtige Arbeit funktioniert nur, wenn es Menschen gibt, die sich aufgerufen fühlen, an der Gedenk- und Erinnerungsarbeit mitzuwirken. Und es sind sehr viele, die sich engagieren und sich auf vielfältige Weise einbringen. Das ist bemerkenswert und nicht immer selbstverständlich, was dort geleistet wird. Jeder und jedem einzelnen haben wir zu danken für ihren Einsatz für unsere Gesellschaft.

Aber ich finde, es ist an der Zeit, hier eine Person ganz besonders hervorzuheben und die Gelegenheit der heutigen Ausstellungseröffnung zu nutzen, um angemessen Danke zu sagen.

Das möchte ich tun, in dem ich heute die Wandsbek-Medaille an unseren emsigsten und in der Materie versiertesten Mitstreiter für eine fundierte und impulsgebende Gedenk- und Erinnerungsarbeit in Wandsbek verleihen möchte und ich mache dies als Überraschung für den zu Ehrenden:

Lieber Stefan Romey, mit der Verleihung der Wandsbek-Medaille an Dich möchte Dir die Bezirksversammlung Wandsbek Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit zollen.

Neben der redaktionellen Arbeit für dieses Ausstellung und der dazugehörigen Publikation, die auch Grundlage für eine Gedenkveranstaltung zum 27. Januar gewesen ist, zeichnest Du verantwortlich für das Buch „Widerstand in Wandsbek 1933-1945“, welches ebenso die inhaltliche Grundlage für eine Gedenkveranstaltung zum 27. Januar bildete.

Und auch dem „Weg der Erinnerung“ in Wandsbek hast Du Dich verschrieben – gemeinsam mit dem Runden Tisch, den Du im Auftrag der Bezirksversammlung leitest, ist das Projekt des „Weges der Erinnerung“ sicherlich eines der bisher umfangreichsten Arbeiten, bei denen Du in maßgeblicher Rolle auch persönlich sehr stark involviert bist und dieses Projekt durch Deine Arbeit prägst und nach vorne bringst.

Der „Weg der Erinnerung“ wird an Personen und Orte in Form von Stelen mit Hinweistafeln im öffentlichen Raum erinnern.  Mit dem zu schaffenden zentralen Ort der Erinnerung, der mit dem „Weg der Erinnerung“ am neuen Verwaltungsgebäude des Bezirksamtes auf der sogenannten Zollinsel in Wandsbek verknüpft sein wird, werden wir im Bezirk eine flächendeckende Form des Gedenkens geschaffen haben, die die zahlreichen lokalen Orte würdig und in angemessener Art und Weise hervorhebt und somit Geschichte vor Ort nachzeichnet – und eben deutlich macht, dass es in der – in unserer – Nachbarschaft passiert ist.

Neben diesem großen Projekt begleitest Du die Aufarbeitung der Geschichte zum Versorgungsheim Farmsen und dem Wunsch der Bezirksversammlung und vielen weiteren Aktiven, dort im ehemaligen Wasserturm einen Lern- und Gedenkort zu schaffen.

Das Gedenken an jedem 29. August an „ein KZ in Wandsbek“, so ein weiterer Buchtitel von Dir, dass maßgeblich vom Freundeskreis der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme gestaltet wird und an dem sich die Bezirksversammlung Wandsbek beteiligt und dem Du eng durch eigene Beiträge verbunden bist, hält die Erinnerung wach an die zur Zwangsarbeit verurteilten Frauen im damaligen Hamburger Drägerwerk an der Ahrensburger Straße.

Die Themenbreite der Gedenk- und Erinnerungsarbeit ist tatsächlich vielfältig und vielschichtig. Gerade auf der lokalen Ebene gibt es noch viele Gebiete, die einer vertiefenden Erforschung und Aufarbeitung bedürfen. Das wurde auch am 27. Januar diesen Jahres anlässlich unserer Gedenkveranstaltung deutlich, als wir mit  Dir zusammen das Thema Zwangsarbeit in Wandsbek in der NS-Zeit näher beleuchtet haben.

Deine Führungen durch Wandsbek zu diesen und vielen weiteren historischen Punkten, zu den inzwischen vielen Stolpersteinen und den existierenden Gedenkstätten und den noch zu weiter zu entwickelnden Gedenkorten machen deutlich, dass Dir diese Arbeit ein großes Herzensanliegen ist.

Als Mitinitiator und inzwischen Vorsitzender der Hamburger Stiftung Hilfe für NS-Verfolgte setzt Du Dich für den einen gerechten Umgang mit den Opfern der NS-Diktatur ein. Denn auch hier ist nach Ende der NS-Herrschaft in der Bundesrepublik leider viel Unrecht geschehen und zusätzliches Leid verursacht worden.

Zurecht wurdest Du für dieses Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Nun also endlich auch die Wandsbek-Medaille!

Ich verleihe sie im Namen der Bezirksversammlung Wandsbek als Dank und besondere Anerkennung der Leistungen für die Gedenk- und Erinnerungskultur im Bezirk Wandsbek.

Sie soll ein Stück weit auch Motivation sein, uns weiterhin bei dieser wichtigen Arbeit zu unterstützen!

Lieber Stefan, herzlichen Dank und Gratulation!

Wandsbek Medaille für Rolf Mäkel

Am 1. Oktober verlieh die Bezirksversammlung Wandsbek die Wandsbek Medaille in Silber an den langjährigen Vorsitzenden des „Leyton-Wandsbek Freundschaftsbundes“, der maßgeblich den Austausch zwischen dem Hamburger Bezirk Wandsbek und dem Londoner Stadtteil Waltham Forest organisiert und gestaltet hat.

Wandsbek Medaille in Silber für Rolf Mäkel

Hier meine Rede als Vorsitzender der Bezirksversammlung zur Ehrung von Rolf Mäkel:

„Lieber Herr Mäkel,
sehr geehrter Herr Bruhns,
sehr geehrter Herr Ritzenhoff,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

die Bezirksversammlung Wandsbek verleiht heute Ihnen, lieber Herr Mäkel, die Wandsbek Medaille.

Wir ehren damit ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement für die Partnerschaft zwischen dem Hamburger Bezirk Wandsbek und dem Londoner Stadtteil Leyton/Waltham Forest.

Stadtteilpartnerschaften wurden ab 1947 insbesondere durch das Engagement britischer Bürgerinnen und Bürger auf den Weg gebracht.

So sollten freundschaftliche Beziehungen zwischen deutschen und britischen Städten gegründet werden, um die Völkerverständigung „von unten“ zu ermöglichen.

Das war nach Ende des Zweiten Weltkrieges eine zwingende und notwendige Voraussetzung, um den Frieden in Europa zu stabilisieren und den demokratischen Aufbau der späteren Bundesrepublik Deutschland zu begleiten und zu unterstützen.

Noch vor Gründung der Bundesrepublik wurde am 21. Februar 1949 in London die Leyton-Wandsbek Friendship Association gegründet. Großen Anteil daran hatte die Lehrerin Elsie Pracy, die später auch die Kontakte zur Stadt Hamburg herstellte. Man kümmerte sich um Hilfslieferungen für die Wandsbeker Bevölkerung, die zumeist aus Kleider- und Sachspenden bestanden und welche die große Hilfsbereitschaft der Menschen aus Leyton dokumentierten. Vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sicherlich keine Selbstverständlichkeit für die Londoner Bevölkerung. Aber ein Akt der Freundschaft und der Hoffnung.

Auf Wandsbeker Seite betreuten Bezirksverwaltung und Bezirksversammlung sowie weitere Institutionen und Privatleute diese besondere Verbindung, die dann ab dem Jahre 1960 mit Gründung des „Leyton-Wandsbek Freundschaftsbundes e. V.“ von Hamburger Seite institutionalisiert wurde.

Dieser Verein bestand 60 Jahre und hat in dieser Zeit viele Begegnungen zwischen den Menschen aus beiden Städten organisiert und begleitet. Die Bezirksversammlung Wandsbek war seitdem Partner des Vereins und hat den gelebten Austausch dieser besonderen Stadtteilpartnerschaft immer unterstützt.

Über die Jahrzehnte hatte sich ein intensiver Austausch entwickelt, den Sie und Ihre Mitstreiter, lieber Herr Mäkel, in der gedruckt vorliegenden Chronik des Vereins außerordentlich eindrucksvoll beschrieben und bebildert haben.

In der Chronik wird auch sehr detailliert beschrieben, wie sich die Bezirksversammlung unter der Leitung von Michael Bruhns als Vorsitzender für die Beziehungen zwischen Wandsbek und Waltham Forest eingesetzt hat. Wir sind heute sehr froh, dass Sie, lieber Herr Bruhns, an der Ehrung für Herrn Mäkel teilnehmen und gleich noch selbst über Ihre Begegnungen und Eindrücke dieser Stadtteilpartnerschaft berichten werden.

In den letzten Jahren nahm die Intensität der Stadtteilpartnerschaft allerdings leider zunehmend ab – es wurde für alle Beteiligten immer schwieriger, diese Arbeit in gewohnter Weise fortzuführen. Viele Gründe mögen dazu beigetragen haben, dass es über die Zeit weniger wurde. Diese Entwicklung betraf leider auch Ihren Verein und zwar existenziell.

Sie schrieben dazu in Ihrer Chronik: „In einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt erscheint den meisten Menschen der Erhalt eines solchen Vereins zu aufwändig und die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement ließ soweit nach, dass sich der Verein nicht aufrechterhalten ließ“.

In diesem Jahr hat der Leyton-Wandsbek Freundschaftsbund e.V. seine Tätigkeit offiziell beendet – Ihnen, lieber Herr Mäkel oblag es in der Verantwortung als 1. Vorsitzender des Vereins die Liquidation einzuleiten und auch abzuschließen. Ganz sicher keine leicht vollzogene Entscheidung, da bin ich mir sicher. Sie haben darüber auch der Bezirksversammlung berichtet und wir haben das mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen.

Nun ist der Verein das eine – vielleicht eher ein Symptom einer gesellschaftlichen Entwicklung, die wir in vielen anderen Bereichen ebenfalls beobachten können.

Unter politisch-gesellschaftlicher Betrachtung gesehen, könnte eine weitere Ursache des geringer gewordenen Interesses an dieser Form der internationalen Partnerschaften aber auch sein, dass eine Partnerschaft in dieser Form und auf dieser Ebene vielleicht von beiden Seiten als gar nicht mehr notwendig erachtet worden ist – war man doch inzwischen auf ganz anderen Ebenen vielfältig in der Europäischen Union vernetzt. Europa war eine gefühlte Selbstverständlichkeit.

Aber seit dem erfolgten Brexit des Vereinigten Königreichs, also dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union könnte man sich jetzt die Frage stellen, ob nicht gerade zu dieser Zeit solche britisch-deutschen Partnerschaften notwendig wären, um die Beziehungen zwischen unseren Ländern auf einer guten Ebene zu halten, in der sie für beide Seiten von Nutzen wäre. Eine gefühlte Selbstverständlichkeit ist kein ewig bestehender Selbstzweck.

Die Dinge, die uns wichtig sind, müssen wir stets mit der notwendigen Wertschätzung begegnen. Vielleicht hilft uns diese Erkenntnis für zukünftige Entscheidungen in diese Richtung.

Wir haben die Stadtteilpartnerschaft nicht beendet, sie ruht – sie kann jederzeit wiederbelebt werden. Wir sollten darüber nachdenken, wie uns das – auch vor dem Hintergrund des eben Gesagten – wieder gelingen kann.

Jetzt gilt es aber Ihnen, lieber Herr Mäkel, für Ihre langjährige Arbeit als Mitglied und Vorsitzender des aufgelösten Vereins und aufrichtigen Freund internationaler Beziehungen zu danken!

Wir sagen Danke für Ihre Bereitschaft, viel Zeit und Kraft in eine Aufgabe zu investieren, die ganz zweifelsfrei zu einer stabilen freundschaftlichen Beziehung zwischen Wandsbek und Leyton/Waltham Forest und seinen Menschen geführt hat. Dieser Einsatz für die Gesellschaft ist nicht selbstverständlich und erfährt durch die Verleihung der Wandsbek Medaille an Sie unsere allerhöchste Wertschätzung und Dankbarkeit für Ihre geleistete Arbeit!“