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Veröffentlichung des Readers „Wandsbeker Weg der Erinnerung an Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus 1933-1945“ und der dritten Auflage des Buches „Widerstand in Wandsbek 1933-1945“

Zum Gedenken an Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus hat die Bezirksversammlung Wandsbek den „Weg der Erinnerung an Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus“ initiiert. Dieser Wandsbeker Erinnerungsweg führt durch den gesamten Bezirk. An verschiedenen Orten sind zunächst 15 Stelen aufgestellt worden. Jede dieser Stelen widmet sich beispielhaft einzelnen Verfolgten oder Kämpferinnen und Kämpfern des Widerstands im Nationalsozialismus mit Bezug zum Bezirk Wandsbek. Deren Leben und Wirken soll so in der Öffentlichkeit sichtbarer gemacht werden. Hinweistafeln an den Stelen geben einen ersten Überblick zum Lebensweg der vorgestellten Personen. Durch QR-Codes auf diesen Tafeln lassen sich über das Smartphone weiterführende Inhalte abrufen.

Der jetzt von der Bezirksversammlung herausgegebene Reader „Wandsbeker Weg der Erinnerung an Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus 1933-1945“ ergänzt diese Informationen und beschreibt, wo die Stelen zu finden sind und wie man dort hinkommt.

Die Bezirksversammlung Wandsbek gibt nunmehr außerdem in dritter Auflage das Buch zu „Widerstand in Wandsbek 1933-1945“ heraus. Es wurde erneut erweitert. So ist ein Kapitel über die im Versorgungsheim Farmsen eingesperrten Jugendlichen hinzugekommen („Verweigern, Weglaufen, Rebellieren im Versorgungsheim Farmsen“). Die bisherigen Kapitel wurden überarbeitet und ergänzt, sodass auf mehr als 400 Seiten jetzt ein umfassendes Werk über den vielfältigen Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Wandsbek vorliegt. Die unterschiedlichen Motive, Beweggründe und Wirkungen des Widerstands werden durch biografische Porträts so dargestellt, dass die Leserinnen und Leser sich direkt angesprochen fühlen.

Exemplare der beiden Bücher liegen kostenlos zur Abholung bereit:

Neue Stele für den Wandsbeker Weg der Erinnerung an Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus

Erinnern an Bürgermeister Gustav Delle

Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Aydan Özoğuz, und der Vorsitzende der Bezirksversammlung Wandsbek, André Schneider, weihen gemeinsam eine Stele des Wandsbeker Weges der Erinnerung für Bürgermeister Gustav Delle vor dem Bezirksamt ein.

Wann: Samstag, 27. April 2024, um 13 Uhr
Wo: Vor dem Bezirksamt Wandsbek, Haupteingang, Schloßstraße 60, 22041 Hamburg

Gustav Delle war Politiker der SPD und Stadtrat in der damals noch selbstständigen Stadt Wandsbek. 1919 wurde er Leiter des Wohlfahrtsamtes und 1931 Zweiter Bürgermeister. Er erwarb sich hohes Ansehen und war in der Bevölkerung sehr beliebt. Nach der Machtübernahme am 31. Januar 1933 im Deutschen Reich begannen die Nationalsozialisten auch in Wandsbek, jegliche Opposition brutal auszuschalten.

Am 6. März 1933 wurde Gustav Delle von den Nationalsozialisten verhaf-tet und im KZ Fuhlsbüttel eingesperrt. Er sollte auf Betreiben des Kreisleiters der Wandsbeker NSDAP, Willy Eggers, entlassen werden, weil er nicht „jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten“ würde. Eggers wollte Delles Posten übernehmen.

Das aufgeheizte politische Klima zwang Gustav Delle nach seiner Entlassung, aus seiner Heimatstadt fortzuziehen. Er ging mit seiner Familie ins benachbarte Ahrensburg. Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde Gustav Delle wie viele andere NS-Gegner im Rahmen der „Aktion Gewitter“ festgenommen und am 27. August 1944 ins KZ Neuengamme verschleppt. Er musste dort an medizinischen Experimenten teilnehmen. Schwer erkrankt wurde er im November 1944 entlassen, erholte sich aber nicht mehr. Er starb am 25. April 1945 an den Folgen der Haft.
Um seiner zu gedenken, wurde 1947 in Jenfeld eine Straße nach ihm benannt: die Dellestraße. Vor dem Aufgang zum Bezirksamt Wandsbek, dem ehemaligen Stormarnhaus, erinnert ein Stolperstein an ihn.

Zentraler Gedenkort und Erinnerungsweg zu Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus 1933-1945 in Wandsbek

Die Wandsbeker Bezirksversammlung hat sich vorgenommen, einen zentralen Gedenkort und einen Erinnerungsweg im Bezirk einzurichten, um an diejenigen Wandsbekerinnen und Wandsbeker zu erinnern, die während des Nationalsozialismus 1933-1945 Widerstand gegen das Regime geleistet haben.

André Schneider, Vorsitzender der Bezirksversammlung und Mitglied der SPD-Fraktion: „Die Bezirksversammlung Wandsbek diskutiert das Thema ‚Widerstand in Wandsbek‘ und die angemessene Art und Weise der Erinnerung an die mutigen Frauen und Männer, die in der Zeit von 1933 bis 1945 Widerstand gegen das NS-Regime geleistet haben seit einigen Jahren. Der von der Bezirksversammlung eingesetzte Runde Tisch, der unter der Leitung des Autoren Stefan Romey, besetzt mit weiteren Expertinnen und Experten, hat hierzu Ideen und Lösungsvorschläge erarbeitet, die wir nun aufgreifen: Der zentrale Gedenkort soll am geplanten Verwaltungsneubau des Bezirksamtes auf der Wandsbeker Zollinsel entstehen. Vorstellbar ist eine jederzeit zugängliche Informationsfläche zu Widerstand und Verfolgung im Bezirk mit Hinweisen auf stadtteilbezogene Orte. Die historisch relevanten Orte in den Stadtteilen sollen durch Stelen mit QR-Codes sichtbar gemacht werden und so den ‚Wandsbeker Erinnerungsweg der Verfolgung und des Widerstands im Nationalsozialismus‘ bilden. So leisten wir den weiterhin gesellschaftlich notwendigen Beitrag gegen das Vergessen und machen Zeitgeschichte erfahrbar.“

Wilhelm Bauch, Mitglied der GRÜNEN Bezirksfraktion Wandsbek: „Wandsbek als ehemaliger wichtiger Standort der Wehrmacht und später der Bundeswehr braucht dringend einen Gedenkort für die Opfer der Gewaltherrschaft durch das NS-Regime von 1933 bis 1945. Ein Raum des Gedenkens zu Widerstand und Verfolgung im Faschismus im geplanten Neubau des Bezirksamtes im Zentrum unseres Bezirkes ist dafür ein idealer Standort. Der damit verbundene Erinnerungsweg soll historisch relevante Orte in Wandsbek verbinden und kann unabhängig vom Gedenkort schon jetzt geschaffen werden. Die GRÜNE Fraktion sieht hier eine große Chance, das Gedenken in Wandsbek auch für kommende Generationen anschaulich zu präsentieren und die Erinnerung wach zu halten.“