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Wandsbek Medaille für Rolf Mäkel

Am 1. Oktober verlieh die Bezirksversammlung Wandsbek die Wandsbek Medaille in Silber an den langjährigen Vorsitzenden des „Leyton-Wandsbek Freundschaftsbundes“, der maßgeblich den Austausch zwischen dem Hamburger Bezirk Wandsbek und dem Londoner Stadtteil Waltham Forest organisiert und gestaltet hat.

Wandsbek Medaille in Silber für Rolf Mäkel

Hier meine Rede als Vorsitzender der Bezirksversammlung zur Ehrung von Rolf Mäkel:

„Lieber Herr Mäkel,
sehr geehrter Herr Bruhns,
sehr geehrter Herr Ritzenhoff,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

die Bezirksversammlung Wandsbek verleiht heute Ihnen, lieber Herr Mäkel, die Wandsbek Medaille.

Wir ehren damit ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement für die Partnerschaft zwischen dem Hamburger Bezirk Wandsbek und dem Londoner Stadtteil Leyton/Waltham Forest.

Stadtteilpartnerschaften wurden ab 1947 insbesondere durch das Engagement britischer Bürgerinnen und Bürger auf den Weg gebracht.

So sollten freundschaftliche Beziehungen zwischen deutschen und britischen Städten gegründet werden, um die Völkerverständigung „von unten“ zu ermöglichen.

Das war nach Ende des Zweiten Weltkrieges eine zwingende und notwendige Voraussetzung, um den Frieden in Europa zu stabilisieren und den demokratischen Aufbau der späteren Bundesrepublik Deutschland zu begleiten und zu unterstützen.

Noch vor Gründung der Bundesrepublik wurde am 21. Februar 1949 in London die Leyton-Wandsbek Friendship Association gegründet. Großen Anteil daran hatte die Lehrerin Elsie Pracy, die später auch die Kontakte zur Stadt Hamburg herstellte. Man kümmerte sich um Hilfslieferungen für die Wandsbeker Bevölkerung, die zumeist aus Kleider- und Sachspenden bestanden und welche die große Hilfsbereitschaft der Menschen aus Leyton dokumentierten. Vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sicherlich keine Selbstverständlichkeit für die Londoner Bevölkerung. Aber ein Akt der Freundschaft und der Hoffnung.

Auf Wandsbeker Seite betreuten Bezirksverwaltung und Bezirksversammlung sowie weitere Institutionen und Privatleute diese besondere Verbindung, die dann ab dem Jahre 1960 mit Gründung des „Leyton-Wandsbek Freundschaftsbundes e. V.“ von Hamburger Seite institutionalisiert wurde.

Dieser Verein bestand 60 Jahre und hat in dieser Zeit viele Begegnungen zwischen den Menschen aus beiden Städten organisiert und begleitet. Die Bezirksversammlung Wandsbek war seitdem Partner des Vereins und hat den gelebten Austausch dieser besonderen Stadtteilpartnerschaft immer unterstützt.

Über die Jahrzehnte hatte sich ein intensiver Austausch entwickelt, den Sie und Ihre Mitstreiter, lieber Herr Mäkel, in der gedruckt vorliegenden Chronik des Vereins außerordentlich eindrucksvoll beschrieben und bebildert haben.

In der Chronik wird auch sehr detailliert beschrieben, wie sich die Bezirksversammlung unter der Leitung von Michael Bruhns als Vorsitzender für die Beziehungen zwischen Wandsbek und Waltham Forest eingesetzt hat. Wir sind heute sehr froh, dass Sie, lieber Herr Bruhns, an der Ehrung für Herrn Mäkel teilnehmen und gleich noch selbst über Ihre Begegnungen und Eindrücke dieser Stadtteilpartnerschaft berichten werden.

In den letzten Jahren nahm die Intensität der Stadtteilpartnerschaft allerdings leider zunehmend ab – es wurde für alle Beteiligten immer schwieriger, diese Arbeit in gewohnter Weise fortzuführen. Viele Gründe mögen dazu beigetragen haben, dass es über die Zeit weniger wurde. Diese Entwicklung betraf leider auch Ihren Verein und zwar existenziell.

Sie schrieben dazu in Ihrer Chronik: „In einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt erscheint den meisten Menschen der Erhalt eines solchen Vereins zu aufwändig und die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement ließ soweit nach, dass sich der Verein nicht aufrechterhalten ließ“.

In diesem Jahr hat der Leyton-Wandsbek Freundschaftsbund e.V. seine Tätigkeit offiziell beendet – Ihnen, lieber Herr Mäkel oblag es in der Verantwortung als 1. Vorsitzender des Vereins die Liquidation einzuleiten und auch abzuschließen. Ganz sicher keine leicht vollzogene Entscheidung, da bin ich mir sicher. Sie haben darüber auch der Bezirksversammlung berichtet und wir haben das mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen.

Nun ist der Verein das eine – vielleicht eher ein Symptom einer gesellschaftlichen Entwicklung, die wir in vielen anderen Bereichen ebenfalls beobachten können.

Unter politisch-gesellschaftlicher Betrachtung gesehen, könnte eine weitere Ursache des geringer gewordenen Interesses an dieser Form der internationalen Partnerschaften aber auch sein, dass eine Partnerschaft in dieser Form und auf dieser Ebene vielleicht von beiden Seiten als gar nicht mehr notwendig erachtet worden ist – war man doch inzwischen auf ganz anderen Ebenen vielfältig in der Europäischen Union vernetzt. Europa war eine gefühlte Selbstverständlichkeit.

Aber seit dem erfolgten Brexit des Vereinigten Königreichs, also dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union könnte man sich jetzt die Frage stellen, ob nicht gerade zu dieser Zeit solche britisch-deutschen Partnerschaften notwendig wären, um die Beziehungen zwischen unseren Ländern auf einer guten Ebene zu halten, in der sie für beide Seiten von Nutzen wäre. Eine gefühlte Selbstverständlichkeit ist kein ewig bestehender Selbstzweck.

Die Dinge, die uns wichtig sind, müssen wir stets mit der notwendigen Wertschätzung begegnen. Vielleicht hilft uns diese Erkenntnis für zukünftige Entscheidungen in diese Richtung.

Wir haben die Stadtteilpartnerschaft nicht beendet, sie ruht – sie kann jederzeit wiederbelebt werden. Wir sollten darüber nachdenken, wie uns das – auch vor dem Hintergrund des eben Gesagten – wieder gelingen kann.

Jetzt gilt es aber Ihnen, lieber Herr Mäkel, für Ihre langjährige Arbeit als Mitglied und Vorsitzender des aufgelösten Vereins und aufrichtigen Freund internationaler Beziehungen zu danken!

Wir sagen Danke für Ihre Bereitschaft, viel Zeit und Kraft in eine Aufgabe zu investieren, die ganz zweifelsfrei zu einer stabilen freundschaftlichen Beziehung zwischen Wandsbek und Leyton/Waltham Forest und seinen Menschen geführt hat. Dieser Einsatz für die Gesellschaft ist nicht selbstverständlich und erfährt durch die Verleihung der Wandsbek Medaille an Sie unsere allerhöchste Wertschätzung und Dankbarkeit für Ihre geleistete Arbeit!“