Im Auftrag der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) hat HAMBURG WASSER (HW) als Gesamtprojektleitung die ursprünglich aus dem Jahr 2019 stammende Planung für die notwendige Grundinstandsetzung der Wellingsbütteler Landstraße und des Wellingsbüttler Weges überarbeitet und optimiert. Dabei sind nach konstruktivem Austausch Anregungen und Wünsche von Anwohnenden sowie ortsansässigen Gewerbetreibenden und der beteiligten Bezirke in die Überarbeitung mit eingeflossen: Die neue Planung sieht nun eine Bauzeit von 3,5 statt fünf Jahren vor und kommt mit mehrstündigen temporären Sperrungen im jeweiligen Baufeld aus. Nur für Asphaltarbeiten im Straßenbau oder Sonderarbeiten beim Sielbau sind je Baufeld für wenige Tage ganztägige Sperrungen notwendig. Für die Anwohnenden ist die Straße durchgängig passierbar, gleiches gilt für Rettungs- und Einsatzkräfte. Eine fünfjährige Vollsperrung ist nicht notwendig. Der Alleecharakter der Straße soll weitgehend erhalten bleiben. Im nächsten Schritt finden die Detailplanungen für den Verkehr und die Trassenverläufe statt und auch die formalen Planungsschritte für den Straßenbau und eine Verbesserung der Radverkehrsführung werden fortgeführt. Bei einem geplanten Baustart Mitte 2024 sollen die Arbeiten bis Ende 2027 abgeschlossen sein.
Die wichtigen Trinkwasserleitungen unterhalb der Wellingsbütteler Landstraße, die den Hamburger Norden mit Trinkwasser versorgt, sowie das Abwassersiel müssen dringend erneuert werden, um Ad-hoc-Vollsperrungen der Straße durch plötzlich auftretende Schäden an den Leitungen vorzubeugen. Erneuerungsbedarfe entstehen aus dem Alter der Leitungen sowie aus der erforderlichen Vergrößerung der hydraulischen Leistungsfähigkeit des Abwassersiels. Im Wesentlichen wird ein rund 90 Jahre altes Mischwassersiel ersetzt und vergrößert neu gebaut. So kann im Sinne des Umwelt- und Gewässerschutzes die Wahrscheinlichkeit von Überläufen in die Alster bei Starkregenereignissen in Zukunft gesenkt werden.
Die ursprünglichen Bauablaufplanungen von 2019 beinhalteten als Verkehrskonzept während der gesamten Bauzeit eine Vollsperrung für den Durchgangsverkehr. Die daraus resultierenden Rückmeldungen, Sorgen und Anregungen der Menschen, Gewerbetreibenden und Stakeholder vor Ort nahmen die Leitungsträger und verantwortlichen Behörden sehr ernst und zum Anlass, um eine Neuplanung für den Hamburger Nordwesten aufzusetzen – mit dem Ziel, alle Belange und Spannungsfelder möglichst gut zu berücksichtigen und aufzugreifen sowie das Projekt zu optimieren.
Neue Sielbauweise sorgt für Zeitersparnis und weniger Belastung für Anwohnende
Durch diese Überarbeitung, der auch eine Verkehrserhebung zugrunde liegt, konnte die Bauzeit auf 3,5 (statt wie ursprünglich veranschlagt 5 Jahre) verkürzt werden. Diese Bauzeitverkürzung resultiert hauptsächlich daraus, dass das neue Abwassersiel in die nördliche Straßenseite gelegt und in geschlossener Bauweise erstellt wird. Die geschlossene Bauweise gehört zu den unterirdischen Bauverfahren. Dabei werden dank ausgereifter Technik selbst größte Rohre im Untergrund verlegt, ohne dass große, offene Rohrgräben ausgehoben werden müssen. Lediglich Start- und Zielgruben sind vonnöten, damit das zum Einsatz kommende unterirdische Bohrgerät Boden abbauen und Platz für die neu zu legenden Rohrelemente schaffen kann. Durch aktuelle Marktentwicklungen stellt sich die geschlossene Bauweise als wirtschaftlich vergleichbar zur bisher vorgesehenen offenen Bauweise dar. So lässt sich der Tiefbauaufwand erheblich reduzieren, was eine enorme Zeitersparnis bedeutet. Zudem können mehr Arbeiten parallel durchgeführt werden und der Eingriff in den Verkehrsraum fällt geringfügiger aus.
Für die geschlossene Bauweise ist sehr viel weniger Erdaushub nötig, was für weniger Baustellenverkehr und Straßenaufbruch sorgt und somit eine geringere Belastung für Anwohnende und Umwelt mit sich bringt sowie die Verkehrssicherheit im Quartier weniger negativ beeinflusst. Das neue Siel wird aus der Straßenmitte heraus in die nördliche Straßenseite verlegt, wodurch das bisherige Siel während der Bauphase in Betrieb bleiben kann, was Zeit spart, da keine alternative Abwasserentsorgung installiert werden muss. Außerdem erhöht sich durch den Neubau des Siels auch das Speichervolumen, was es insbesondere bei Starkregenereignissen leistungsfähiger macht, Überläufe in die Alster zu verhindern und so zum Gewässerschutz beiträgt. Nach der abschnittweisen Inbetriebnahme des neuen Siels wird Stromnetz Hamburg (SNH) eine der zwei geplanten Stromleitungen in die alte Sieltrasse hineinlegen und parallel Leitungsbauarbeiten in den Nebenflächen durchführen. Dies spart neben Zeit auch Tiefbauarbeiten auf etwa zwei Kilometern Länge.
Nach derzeitiger Schätzung ist von der Fällung von ca. 30-35 Bäumen auszugehen. Nachpflanzungen sind im Verhältnis eins zu eins vorgesehen. Ziel aller Planungen ist es, die Eingriffe in das Stadtgrün so gering wie möglich ausfallen zu lassen und den Alleecharakter der Straße zu erhalten.
Nur zeit- und abschnittsweise Vollsperrungen durch etappenweisen Bau und Einbahnstraßenregelung
Die Gesamtmaßnahme ist in zwei Bauabschnitte mit mehreren Baufeldern eingeteilt, die etappenweise grundinstandgesetzt werden: zunächst von Mitte 2024 bis Mitte 2026 die Wellingsbütteler Landstraße von der Fuhlsbüttler Straße in sechs Baufeldern bis zum Wellingsbüttler Weg 8. Nach Abschluss des ersten folgt von Mitte 2026 bis Ende 2027 der zweite Bauabschnitt vom Wellingsbüttler Weg 8 bis zur Rolfinckstraße, der für die etappenweise Grundinstandsetzung in fünf Baufelder eingeteilt ist. Der Sielbau kann in zwei Baufeldern parallel durchgeführt werden.
Im Gegensatz zur ursprünglichen Planung aus 2019 wurde die Erreichbarkeit des Viertels ebenfalls optimiert: Statt einer fünfjährigen Vollsperrung für den Durchgangsverkehr ist von Montag bis Freitag bis 9:00 Uhr eine Einbahnstraße stadteinwärts eingerichtet. Zwischen 9:00 Uhr und 17:00 Uhr ist das jeweilige Baufeld für den Durchgangsverkehr temporär gesperrt, Anlieger sowie Einsatz- und Rettungsfahrzeuge können passieren. Ab 17:00 Uhr ist erneut eine Einbahnstraßenregelung stadteinwärts eingerichtet. Da sich das Baufeld von West nach Ost bewegt, sind die Bereiche, die sich östlich des aktiven Baufelds befinden ohne Einschränkungen befahrbar. Nur für die Asphaltarbeiten im Straßenbau sind je Baufeld für wenige Tage ganztägige Sperrungen notwendig. Nach Abschluss der Arbeiten wird der Straßenabschnitt wieder für den stadteinwärts gerichteten Einbahnstraßenverkehr freigegeben.
Während der mehrstündigen temporären Sperrung (9-17 Uhr) wird der Umleitungsverkehr in beide Richtungen über den Ring 3 vom Saseler Damm über den Poppenbütteler Weg in die Alte Landstraße über den Brombeerweg zur Fuhlsbüttler Straße geführt. Dieser Umleitungsstrecke liegt eine Verkehrsmessung zugrunde.
Der Fuß- und Radverkehr wird bei der Verkehrsplanung einschließlich der Baustelleneinrichtung berücksichtig. Der Fußverkehr kann jederzeit das Baufeld passieren. Dem Radverkehr wird gestattet, den Fußweg mit zu nutzen. Sofern möglich, werden für den Radverkehr zusätzlich Umleitungsstrecken eingerichtet und ausgeschildert. Darüber hinaus ist eine Anbindung an den ÖPNV (S-Bahn Wellingsbüttel; U-Bahn Kornweg) durchgängig gewährleistet.
Weitere Planungen für den Ausbau der Radverkehrsanlagen
Im Abschnitt zwischen Fuhlsbüttler Straße und Stübeheide sind für beide Fahrtrichtungen Radfahrstreifen geplant, die durch bauliche Protektionselemente vom Individualverkehr abgegrenzt werden sollen und somit die Sicherheit und den Komfort für Radfahrende spürbar erhöhen. Zwischen Stübeheide und Borstels Ende werden die Radfahrenden gemeinsam mit dem motorisierten Verkehr im Mischverkehr geführt.
In den Bezirksämtern Hamburg-Nord und Hamburg-Wandsbek gibt es zudem Überlegungen, die Verbindung Stübeheide, Sanderskoppel und Barkenkoppel als Parallelstraße zur Wellingsbütteler Landstraße und zum Wellingsbüttler Weg für den Radverkehr zu ertüchtigen. Darüber hinaus laufen Planungen, um im Abschnitt zwischen Fuhlsbüttler Straße und Stübeheide die Radverkehrsinfrastruktur an den geplanten Radschnellweg nach Bad Bramstedt anzuschließen. Die detaillierte Gestaltung wird aktuell geprüft.
Koordination von Maßnahmen im Umfeld
Die gegenseitigen Einflüsse der Baumaßnahme Wellingsbütteler Landstraße / Wellingsbüttler Weg und der U5-Bauarbeiten sind mit dem neuen Konzept bestmöglich entzerrt worden. Auch Arbeiten von Stromnetz Hamburg (SNH) oder die Sanierung von drei S-Bahn-Brücken im Umfeld können koordiniert werden und werden im weiteren Abstimmungs- und Planungsprozess konkretisiert.
Koordinierung verschiedenster Infrastrukturverbesserungen
In der Wellingsbütteler Landstraße und im Wellingsbüttler Weg müssen in den kommenden Jahren neben Abwasser-, Trinkwasserleitungen auch wichtige Strom- und Gasleitungen saniert werden. Auch muss der Straßenraum saniert und verkehrssicher für die Zukunft gemacht werden. Dabei arbeiten HAMBURG WASSER, der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG), Gasnetz Hamburg (GNH) und Stromnetz Hamburg als Kooperationspartner der INFRACREW HAMBURG zusammen und nutzen gemeinsam das Bauzeitfenster, um die Maßnahmen zum Teil parallel durchzuführen und die Infrastruktur in Hamburgs Nordosten instand zu setzen. Die Gas-Hauptversorgungsleitungen in Wellingsbütteler Landstraße und Wellingsbüttler Weg zwischen Fuhlsbüttler Straße und Borstels Ende sind alte Stahlleitungen, die in einzelnen Abschnitten über 70 Jahre alt sind. Gasnetz Hamburg ersetzt sie durch moderne PE-Kunststoffleitungen, die im gesamten Stadtteil Wellingsbüttel die Versorgungssicherheit sicherstellen. Stromnetz Hamburg wird zudem die Kabel- und Hausanschlüsse erneuern, um deren übertragbare Leistung nachhaltig zu erhöhen. Auf diese Weise wird die Infrastruktur ganzheitlich modernen Standards angepasst, instandgesetzt, verbessert und fit gemacht für die Zukunft.
Weitere Informationen zum kooperativen Bauprojekt finden Interessierte unter: https://lsbg.hamburg.de/strassenzug-wellingsbuettel